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بسم الله الرحمن الرحيم

Im Namen Allahs des Allerbarmers des Barmherzigen

Antwort auf eine Frage

Die große Teuerungswelle in Jordanien

 

Frage: Jordanien wird von einer großen Teuerungswelle überrollt, die essentielle Nahrungsmittel wie Geflügel, Öle, rotes Fleisch und weitere Produkte erfasst hat. Ist diese Krise der Lebenshaltungskosten vorübergehender Natur oder gibt es Gründe, die das Wirtschaftssystem Jordaniens aufgrund der regionalen und internationalen Beziehungen unter Druck setzen? Und inwieweit stimmt es, dass – wie verbreitet wird - Corona und der russische Krieg gegen die Ukraine die Gründe für die Preissteigerungen sind?

 

Antwort: Wenn wir uns die wirtschaftliche Lage in Jordanien vor Augen führen, wird Folgendes deutlich:

Erstens: Der Hauptgrund für die Teuerungswelle in Jordanien ist kurzum darauf zurückzuführen, dass der Staat die Belange seiner Bürger nicht betreut. Während das Tote Meer austrocknet, weil das Zionistengebilde das Wasser des Jordanflusses und des Toten Meeres abzieht und an den Stränden Gesundheits- und Mineralindustrieanlagen betreibt, unterhält Jordanien im Gegensatz dazu kleine Anlagen, die nahezu wert- und nutzlos sind… Ferner unterlässt es Jordanien, effektiv nach Öl und Gas am Toten Meer zu bohren, wo sich laut einigen Quellen riesige, erstklassige Energievorkommen befinden… Und das geschieht zu einer Zeit, in der die Staatskasse herbe Verluste einstecken muss, weil Gas vom Zionistengebilde importiert wird, um die Stromkraftwerke am Laufen zu halten und andere Bereiche mit Gas zu versorgen. Trotzdem zeigt Jordanien kein Interesse daran, Gas aus den Golfstaaten zu importieren, die schließlich reichlich davon besitzen. Noch relevanter ist, dass Jordanien keine Atomkraftwerke zur Stromerzeugung betreibt und damit nicht von der schier unendlichen Menge an Uranium profitiert, die sich unter jordanischem Boden befindet… Auch wenn es hier und da „leeres Gerede“ über Studien in diesem Bereich gibt, so ist Folgendes festzuhalten: Wenn das jordanische Regime ehrlich und aufrichtig wäre und das im Boden befindliche, enorm große Kernenergiepotenzial nutzen würde, könnte Jordanien zum führenden Stromversorger in der gesamten Region aufsteigen.

Zweitens: Als die Menschen in Jordanien damit begannen, teilweise auf Solarenergie zu setzen, um einen Teil ihrer Stromrechnungen für ihre Häuser und Fabriken einzusparen, wurde die Regierung darauf aufmerksam und drohte mit Steuern auf Sonne und Wind (Windenergie), um diesen Trend zu stoppen und der Nutzung dieser kostenlosen Energie durch die Bürger Einhalt zu gebieten. Energie- und Wirtschaftsexperten verurteilten die Absicht der Regierung, für jedes Kilowatt an Erzeugungskapazität von Solarpaneelen, die der Bürger zu Hause einsetzt, eine Gebühr von zwei Dinar einzuheben. Wohlgemerkt kosten diese Paneele die Regierung nichts und ihre Installation geschieht auf Kosten des Bürgers. (Website: Jo24, 03.03.2022).

Drittens: Ein weiterer Grund für die momentane Teuerungswelle ist die Anbindung der jordanischen Wirtschaft an die kapitalistischen Staaten. Die Währungsreserven in der jordanischen Zentralbank, die den Dinar stützen, sind in Dollar angelegt. Der jordanische Dinar bewegt sich damit abhängig vom Dollar nach oben und unten. Die Unfähigkeit des Staates, die Währungsreserven in Gold anzulegen, hat die jordanische Wirtschaft von der amerikanischen abhängig gemacht, so wie sich viele andere internationale Ökonomien ebenfalls vom Dollar abhängig gemacht haben. Ein Beispiel für diese Abhängigkeit zeigte sich daran, dass die USA nach der Coronapandemie die Anhebung der Kreditzinsen forcierte, nachdem diese bei fast null lagen. Dieser Umstand drängte die jordanische Zentralbank ebenfalls zu einer Zinsanhebung: Die Entscheidung der jordanischen Zentralbank, die Zinsen auf alle geldpolitischen Instrumente um 50 Basispunkte ab dem vergangenen Sonntag anzuheben, geschah im Einklang mit der Entscheidung der amerikanischen Notenbank Fed. Die Entscheidung führte in Jordanien zu Ängsten bei den Schuldnern, seien es Privatpersonen oder ganze Wirtschaftsbranchen, die sich von Banken Geld geliehen hatten. Befürchtet wird, dass die Banken die Zinsen auf Kreditvergaben, darunter auch Privatkredite, erhöhen. (Al-Araby Al-Jadeed, 13.05.2022). Auf diese Weise folgte die jordanische Zentralbank der Entscheidung der amerikanischen Fed, sodass nun ganz plötzlich ein Teil der jordanischen Bevölkerung feststellen muss, dass die Zinsen auf ihre bereits in der Vergangenheit aufgenommenen Kredite bei den Geschäftsbanken erhöht wurden und dass ihre zinsbehafteten Ratenzahlungen, die sie zu leisten haben, jetzt höher ausfallen!

Viertens: Ferner überlastet der Staat die jordanische Bevölkerung mit Krediten, so haben die Staatsschulden Jordaniens zugenommen. Laut den aktuellsten Daten der jordanischen Zentralbank Ende November des letzten Jahres kamen 2,32 Milliarden Dinar hinzu, sodass die Gesamtschuld auf 35,35 Milliarden anstieg. Das macht 110,3 Prozent des Bruttoinlandsprodukts aus. Ende des Jahres 2020 betrug die Gesamtschuld 33,03 Milliarden Dinar. Für diesen Zeitraum bedeutete das 106,5 Prozent des Bruttoinlandsprodukts… (Al-Araby Al-Jadeed, 16.04.2022). Die Gesamtschuld beträgt somit in etwa 50 Milliarden Dollar. Es handelt sich hierbei sowohl um innere Schulden der jordanischen Banken als auch um Auslandsschulden. Laut vorgenannter Quelle zahlt Jordanien mehr als 2,7 Milliarden Dollar an Steuergeldern pro Jahr, um allein die Kreditzinsen zu bedienen. Das ist kein geringer Betrag und macht 37% der jährlichen Steuern aus, die der Staat vom jordanischen Bürger eintreibt. Die Zeitung Independent Arabia berichtete am 12.01.2022: Die Jordanier klagen über einen stetigen Anstieg der Steuern und Gebühren, die ihnen in den letzten Jahren auferlegt wurden und einen großen Teil ihrer Einkommen aufbrauchen. Jordanien ist aus ihrer Sicht das Land mit der höchsten Steuerbelastung in der Region. Einige Produkte und Dienstleistungen, wie Fahrzeuge und Kraftstoffe, werden mit mehr als 70 Prozent besteuert. Ein Drittel der Einkommen wird allein für die Steuerabgaben aufgebraucht… Vor diesem Hintergrund wird allzu deutlich, dass der jordanische Staat darauf bedacht ist, der Wirtschaft wichtige Gelder zu entziehen, die eigentlich für den ökonomischen Fortschritt dringend benötigt werden. Stattdessen bedient der Staat damit die Zinsen für seine Inlands- und Auslandsschulden. Die Wirtschaftsinstitutionen werden dadurch belastet und der jordanische Bürger weiter unter Druck gesetzt, der bei jedem Einkauf, sei er klein oder groß, Steuern zahlen muss. Das bedeutet, dass der Erlös aus den großen Steuereinnahmen des Staates verpufft, weil vor allem die ausländischen Kreditgeber damit bedient werden, ohne dass die eigene Bevölkerung daraus einen Nutzen zieht. So erfährt der jordanische Bürger keinerlei Betreuung durch staatliche Dienstleistungen, obwohl der Staat diese verpflichtend zu leisten hätte, nachdem er Steuern von den Menschen eintreibt. Als sei dieses Versäumnis nicht ausreichend, führt der Staat die Menschen auch noch in die Irre. So behauptet er tatsächlich, dass die syrischen Flüchtlinge der eigentliche Grund für die schwächelnde Wirtschaft und den ausbleibenden Aufschwung seien. Würde der jordanische Staat aus der Präsenz der syrischen Flüchtlinge wirklich Nutzen ziehen wollen, dann wäre dies zweifelsohne möglich gewesen. Die Flüchtlinge könnten Teil eines wirtschaftlichen Aufschwungs sein. Andere Staaten wie beispielsweise Deutschland haben es vorgemacht, indem sie die Flüchtlinge ganz bewusst aufnahmen und von ihnen profitierten. Hingegen pfercht der jordanische Staat die meisten Flüchtlinge in abgeschottete Lager, als handele es sich um Gefangene!

Fünftens: Zu den Gründen der Teuerungswelle gehört auch, dass das jordanische Regime grundlegende Vitalbereiche für die Lebensversorgung der Menschen in die Hände der Zionisten gelegt hat. So wird das Wasser vom Zionistengebilde importiert:

1. Ein jordanischer Verantwortlicher sagte, Israel „gewähre“ Jordanien 30 Millionen Kubikmeter Wasser pro Jahr. Dies sei Teil des Friedensvertrags, der von beiden Ländern 1994 unterzeichnet wurde. (BBC, 09.07.2021) Der Wasserstand des Jordan sank so rapide, dass eine Austrocknung droht. Das jordanische Regime erlaubt es den Zionisten nämlich, die oberen Quellen des Jordanflusses auszubeuten. Zugleich sind die Jordanier in ihrer Wasserversorgung vom Wohlwollen des Zionistengebildes abhängig, das gewähren und verwehren kann und mal mehr mal weniger Wasser nach Jordanien durchfließen lässt. Laut Berichten sagte ein israelischer Verantwortlicher, dass gemäß der jordanisch-israelischen Vereinbarung die Wassermenge verdoppelt wird, die Israel an Jordanien in diesem Jahr zwischen Mai 2021 und Mai 2022 liefern wird. Tatsächlich hat Israel bis jetzt 50 Millionen Kubikmeter laut den Äußerungen des israelischen Verantwortlichen geliefert. (BBC, 09.07.2021). Was die Preise für dieses „importierte“ Wasser angeht, so herrscht darüber in der Regel Stillschweigen, weil sie ungeheuerlich sind und ihre offensichtliche Unredlichkeit durch eine Veröffentlichung ans Tageslicht käme. Es sind jedoch einige Informationen durchgesickert, wonach ein einziger Kubikmeter Wasser bis zu 40 US-Cent kosten soll. Hinzu kommen exorbitante Preise für das Pumpen und Filtern des Wassers in Höhe von bis zu 22 US-Cent für einen Kubikmeter (aljazeera.net, 06.06.2011). Vor diesem Hintergrund stellen die Wasserpreise eine enorme Belastung für die Wirtschaft dar. So hat die Regierung sich selbst und ihre Bevölkerung dem Zionistengebilde ausgeliefert, das für sich reines Wasser aus dem Jordan abschöpft und Jordanien Wasser überlässt, dessen Sauberkeit zweifelhaft erscheint.

2. Ferner hat das Regime Jordanien vom Gas des Zionistengebildes abhängig gemacht, als hätte es nur darauf gewartet, dass die Zionisten endlich Gas im östlichen Mittelmeer entdeckten. Zuvor wurde das Gas aus den Golfstaaten bezogen, mit denen die Verträge jedoch plötzlich beendet und neue mit den Zionisten geschlossen wurden. Die „jordanisch-israelische“ Vereinbarung sieht vor, dass Jordanien im Laufe der nächsten 15 Jahre etwa 45 Milliarden Kubikmeter Gas ab Januar 2020 erhält. Die Vereinbarung wurde in einer Phase der politischen Spannungen zwischen Israel und Jordanien und trotz breiter Ablehnung der jordanischen Bevölkerung und des Parlaments getroffen. (Independent Arabia, 01.01.2020) Allen Widerständen und Spannungen zum Trotz kam es also zu diesem Abkommen!

Sechstens: Die oben genannten Aspekte decken die wahren Ursachen für den Absturz der jordanischen Wirtschaft auf. Mittlerweile hat die Arbeitslosigkeit 42% erreicht. (Independent Arabia, 01.03.2019) Das Geschwätz über wirtschaftliche Reformen führt in Wahrheit zu keinerlei ernsthaften Handlungen. Ganz im Gegenteil nehmen die staatliche Korruption und die sinnlose Verschwendung der Gelder zu! Der andauernde wirtschaftliche Abschwung in Jordanien ist auf genau jene Wirtschaftspolitik zurückzuführen, die von den ungläubigen Staaten, den USA und Großbritannien, angeordnet wird. Eine Wirtschaftspolitik, die im Detail den Weisungen des Internationalen Währungsfonds folgt. Diese Politik wird so lange weitergeführt, bis die Gefahr aufkommt, dass die Menschen gegen das Regime aufbegehren. In diesem Falle wird mit Hilfeleistungen beschwichtigt. Dazu gehören auch einige Donationen des Internationalen Währungsfonds, um die Schuldenlast zu verringern bzw. die Rückzahlung der Zinsen für jordanische Kredite etwas zu erleichtern. Unterstützungen dieser Art erfuhr das jordanische Regime auch von Großbritannien, das 60 Staaten und 45 Finanzinstitute in einer internationalen Konferenz in London versammelte, um die jordanische Wirtschaft zu unterstützen. Die meisten jordanischen Minister hatten daran teilgenommen… (Independent Arabia, 01.03.2019). All diese Hilfen dienen nur dem Zweck, eine Revolution der islamischen Umma zu verhindern, die ihre Rechte zurückerlangen will.

Siebtens: Die Ursachen der aktuellen Teuerungswelle, die die jordanische Bevölkerung erfasst hat, sind nunmehr deutlich geworden. Es handelt sich dabei um die wichtigsten und tatsächlichen Gründen für diese Teuerungswelle. Hingegen sind die anderen Begründungen für die Teuerungswelle, die von den Medien global stark verbreitet werden, nicht entscheidend. Zwar hat sowohl die Coronapandemie als auch der russische Krieg gegen die Ukraine einen Einfluss auf die Wirtschaft, doch kann dieser Einfluss beseitigt oder zumindest abgeschwächt werden, wenn die oben erwähnten Ursachen für die Fehler in der Wirtschaft eliminiert und die Probleme mithilfe des islamischen Rechts gelöst werden. Ansonsten wird das Elend im Lande zunehmen und der Preisanstieg andauern. Und wahr hat Allah gesprochen, als Er sagte:

(وَمَنْ أَعْرَضَ عَنْ ذِكْرِي فَإِنَّ لَهُ مَعِيشَةً ضَنْكاً)

Wer sich aber von meiner Ermahnung abwendet, der wird ein erbärmliches Leben führen. [20:124] All das wird so weitergehen, bis die Umma einen ernsthaften Entschluss fasst, die ʿaqīda in ihrem Herzen fest verankert, sich am Seile Allahs festklammert und ihre Führung den aufrichtigen, mit Erkenntnis gesegneten Söhnen dieser Umma überträgt. Sodann wird die Politik der Großmächte durch den Sturz ihrer Vasallen ein Ende finden und die Muslime werden ihr rechtgeleitetes Kalifat gemäß dem Plan der Prophetenschaft errichten, das Gerechtigkeit und Wohlstand auf Erden verbreiten wird. Statt Erniedrigung wird die Umma ein würdevolles Leben führen und Reichtum statt Armut erfahren. Sie wird die Führerschaft erlangen, nachdem sie unterwürfig und abhängig war.

(إِنَّ فِي ذَلِكَ لَذِكْرَى لِمَنْ كَانَ لَهُ قَلْبٌ أَوْ أَلْقَى السَّمْعَ وَهُوَ شَهِيدٌ)

Darin liegt wahrlich eine Ermahnung für denjenigen, der Verstand besitzt oder hinhört und Zeuge ist. [50:37]

 

7. Ḏū l-Qaʿda 1443 n. H.
6.6.2022 n.Chr.
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