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بسم الله الرحمن الرحيم

Im Namen Allahs des Erbarmungsvollen des Barmherzigen

Zeitung al-Raya

Die Geschehnisse in den USA und ihr Einfluss auf die weltpolitische Lage

(Teil 3)

Von A. Manzour

Und dann kam das Coronavirus - und mit ihm die Krise, die die zerbrechliche Wirklichkeit Amerikas offenlegte. Die USA waren nicht in der Lage, diese Krise zu managen. Es wurde versucht, die Schuld auf China abzuwälzen, da der amerikanische Staat außerstande war, die Krise anzugehen und zu bewältigen und um dadurch die eigene Blöße zu bedecken. Amerika ließ zwei Monate verstreichen, nachdem es das erste Mal von der Ausbreitung des Virus in China gehört hatte. Es nahm das Virus auf die leichte Schulter und ignorierte die Gefährlichkeit dieses Erregers. Es wusste nicht, wie man reagieren sollte und welche Maßnahmen zu ergreifen sind. Den ersten offiziellen Corona-Fall in den USA verzeichnete man Anfang Februar 2020, bevor die Ausbreitung der Epidemie ihren Anfang nahm. Mitte März begannen die USA mit einem Shutdown im Land. Die Inkompetenz der USA offenbarte sich an den Unzulänglichkeiten im Bereich Gesundheit, an dem Mangel an genügender medizinischer Ausrüstung und am Kampf um medizinisches Equipment mit den anderen Staaten, womit das Vertrauen in die Vereinigten Staaten erschüttert wurde. Ein Umhertappen begann. Ein Lockdown wurde beschlossen, der für einen enormen wirtschaftlichen Schaden sorgte und der die ökonomische Krise der USA, an der das Land ohnehin litt, noch weiter vertiefte. Amerika erlitt unersetzliche materielle Verluste, war nicht fähig, sich selbst zu retten und war das Land mit der höchsten Zahl an Infizierten. Die liegt bei mittlerweile über zwei Millionen Menschen. US-Berichte sprechen sogar von einer Dunkelziffer, die bis in die Millionen geht. Ebenso verzeichnen die USA die höchste Zahl an Corona-Toten, die bis zum 26.06.2020 bei 126.000 lag. All das zehrt am Vertrauen in die Kompetenz der USA als Weltführungsmacht, von der man erwartet, in allem die Nummer eins zu sein und den geringsten Schaden davonzutragen.

Die Arbeitslosenzahl dort stieg auf ein nie dagewesenes Maß. Am 07.05.2020 lag die Arbeitslosenquote in Amerika bei 20%, also doppelt so hoch wie in der Krise von 2008. Dabei hatte sich Trump noch vor Beginn der Pandemie der auf 3,5% gesunkenen Arbeitslosenquote gerühmt. Einige Ökonomen schätzen die Zahl der verlorenen Arbeitsplätze im vergangenen April auf 28 Millionen. Zum Vergleich: Die globale Finanzkrise von 2008 verursachte in den USA einen Verlust von 8,6 Millionen Arbeitsplätzen. Mit diesen Zahlen ist nicht mehr die Finanzkrise das Referenzereignis für einen Vergleich, da das Jahr 2020 all die Zahlen aus 2008 weit übertroffen hat, sondern die Zeit der Depression der 30er Jahre des vergangenen Jahrhunderts. Die USA senkten den Leitzins auf fast null Prozent, nachdem sie ihn die letzten Jahre auf mehr als zwei Prozent angehoben hatten, um ihre Genesung von der Krise von 2008 anzuzeigen, als sie gezwungen waren den Leitzins auf fast null Prozent zu senken. Damit stehen sie heute wieder am Anfang. Die Armutsrate in den USA ist so weit gestiegen, dass die Zahl der Menschen, die unter der Armutsgrenze leben bis zum 24.05.2020 bei 43 Millionen lag, doppelt so viele wie vor fünfzig Jahren. Der US-Sender CNBC berichtete, dass sich die „Gesamtschulden der amerikanischen Nicht-Finanzunternehmen Ende 2019 bei 6,6 Billionen US-Dollar beliefen. Das ist ein Anstieg um 78% seit Mitte 2009“. Moody‘s Agency gab an, dass das „Coronavirus der Wirtschaft einen noch nie dagewesenen Schock zufügen wird“. (Arabi 21, 31.03.2020) Das alles weist darauf hin, dass man es hier mit einer sehr tiefgehenden Wirtschaftskrise zu tun hat und dass sich die USA von der Krise 2008 noch nicht erholt hatte, sondern sich ausgedehnt und im Laufe der Jahre verzweigt hatte. Dem amerikanischen Staat war es nicht gelungen, seine lädierte Wirtschaft zu retten, trotz der exhorbitanten Summen, die hineingepumpt wurden. Das Problem hat sich trotz alle dem verschärft. Die US-Schulden kletterten in der Ära Obama von 10 auf 20 Billionen Dollar und sie steigen immer noch. Gegenwärtig sind die USA mit 27 Billionen Dollar verschuldet, also fünfmal so hoch wie zur Hochphase der Finanzkrise von 2008 aufgrund enormer Ausgaben, um die Heftigkeit der Corona-Pandemie abzufedern.“ (Die internationale Zeitung Al-Arab al-iqtisadiya, 06.05.2020). Dies deckt sich mit dem, was Mark Zandy, Chefökonom von Moody‘s Agency prognostizierte: „ Wenn die Firmen (in Amerika) ihren normalen Betrieb nicht vor Ende des Sommers wiederaufnehmen, werden 30% derjenigen, die Immobilienkredite aufgenommen haben, d.h. ca. 15 Millionen Familien, ihre Kredite nicht mehr bedienen können und damit ihre Immobilien verlieren.“ Die Situation heute sei sehr viel gefährlicher als die Krise des amerikanischen Immobilienmarktes, die vor zwölf Jahren im Jahr 2008 ausbrach und die zu einem globalen Finanzcrash und zu einer langen wirtschaftlichen Stagnation geführt hatte, so Zandy weiter. Prof. Susan Wachter, Direktorin der Wharton School der University of Pennsylvania konstatierte, der Umfang der Immobilienschulden zur gegenwärtigen Zeit sei viel höher als in der Zeit von 2008. „Noch höher war es nur in 2019 um 433 Millionen Dollar, als sie 9,56 Billionen Dollar erreichten.“ (das russische Novosty)

Aus diesem Grund haben viele Verantwortliche, Denker und Politiker vor den Gefahren gewarnt, mit denen die USA konfrontiert sind. US-Präsident Trump beschrieb sie so: „Die Corona-Krise ist schlimmer als Pearl Harbor (der japanische Angriff 1941). Sie ist schlimmer als der Anschlag auf das Worldtrade-Center.Das hätte nicht passieren dürfen.“ (AFP, 07.05.2020) Der ehemalige US-Außenminister Henry Kissinger sagte in einem Artikel für das Wallstreet Journal, der am 04.04.2020 veröffentlicht wurde: „Die Corona-Pandemie wird die Weltordnung für immer verändern.“ Der bekannte US-Geschäftsmann George Soros betonte: „Diese Krise bedroht das Überleben unserer Zivilisation. (…) Dies ist die größte Krise meines Lebens. Es ist in der Tat ein sehr großes Problem. Wir können nicht einfach so weitermachen, wie vor Corona, das kann ich ihnen sagen. Aber ich weiß auch nicht, wie es weitergeht. Alles wird Gegenstand der Diskussion und der Auseinandersetzung werden. Ich glaube nicht, dass irgendjemand weiß, wie sich der Kapitalismus verändern wird.“ (Aus einem Interview mit dem britischen Independent, veröffentlicht am 11.05.2020) Der ehemalige Leiter der Zentren für die Kontrolle und Prävention von Krankheiten (CDC) Tom Frieden sagte bei einer Anhörung vor dem US-Kongress am 06.05.2020, dass „Amerika sich auf einen langen und harten Krieg gegen das neuartige Coronavirus einstellen muss.“ Und er sagte: „Die Regierung muss sich besser auf die Bekämpfung der Krankheit vorbereiten, die großen Schaden in den Vereinigten Staaten und in der Welt angerichtet hat. (…) Bis wir einen effektiven Impfstoff haben und wenn nicht etwas Unvorhergesehenes geschieht, wird unser Feind, das Virus, für viele Monate oder Jahre bleiben. (…) Unser Krieg gegen Covid-19 wird lang und beschwerlich sein.“

Darüber hinaus gibt es das Problem der Spaltung zwischen den Parteien, ihres verbissenen, unerbittlichen Strebens, den Sieg zu erringen und der Kandidaten, sich das Präsidentenamt in den Vereinigten Staaten zu krallen, koste es, was es wolle, ganz gleich, ob es um eine erste Amtszeit geht oder um eine zweite. So hat Trump die Ukraine gebeten, ihm gegen seinen demokratischen Kontrahenten zu helfen ebenso wie er auch China um ein Eingreifen gebeten hatte, um ihn bei den Wahlen zu unterstützen. Im Gegenzug dafür, hätte er dafür bei den Menschenrechtsverstößen im Falle der Uiguren, ein Auge zugedrückt. Und es kam von Seiten vieler Persönlichkeiten zu Differenzen mit dem Präsidenten, denen er zu wichtigen Ämtern verhalf, sie dann wieder ersetzte und attackierte. Anschließend greifen sie ihn an und werfen ihm vor, für das Präsidentenamt ungeeignet zu sein. Dazu gehörte unlängst sein ehemaliger Sicherheitsberater John Bolton, der in seinem kürzlich veröffentlichten Buch die Verfehlungen Trumps aufdeckte. Das alles hat aus der Betrachtung vieler Menschen, die USA in ein miserables Licht gerückt. Die USA leiden inzwischen an einer Krise der Staatsmänner.

Quelle: Al-Raya/Ausgabe 306/30.09.2020

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