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Niederlande

H.  13 Muharram 1441 No: 1441/01
M.  Montag, 11 November 2019

Presseverlautbarung

Im Anschluss an die Nachforschungen der Nachrichtensendung Nieuwsuur und der Abendzeitung NRC Handelsblad

Zielt die säkulare Demokratie nun auf die islamische Bildung ab

Bei der Menge an Artikeln und ausgestrahlten Sendungen des NRC Handelsblad und der Nachrichtensendung Nieuwsuur zum Thema islamische Bildung in den Niederlanden, ist es fast schon ausgeschlossen, dass jemand von diesen nichts mitbekommen hat. Die Nachforschungen, die sie über islamische Bildung im Allgemeinen - also unabhängig vom Bildungsweg - angestellt haben, wurden mit viel Lärm an die Öffentlichkeit herangetragen. Alles begann mit einer Geschichte über Bildungszentren, die salafistisch geprägt oder zumindest stark vom Salafismus beeinflusst seien. Diese würden die Scharia, das islamische Gesetz, lehren und verherrlichen. Einige Politiker forderten die unmittelbare Zensur und erteilten dem Bildungsinspektorat zusätzliche Genehmigungen, damit diese auch nicht-staatliche Bildungseinrichtungen überwachen können.

Einige gingen sogar soweit, ein Verbot zu fordern. Auch der belgische Staat nutzte diese Gelegenheit, um Druck auf jene Akteure auszuüben, welche die islamische Bildung voranzutreiben versuchen.

Mit einem ausgeklügelten Propagandaschema wurden sowohl formelle, als auch informelle Bildungseinrichtungen dämonisiert. Unzählige falsche Behauptungen, Fehlinterpretationen und falsch dargestellte Zitate zogen sich wie ein roter Faden durch die gesamte Kampagne. Die Schlussfolgerung dessen war jedoch mehr als nur offensichtlich: sowohl auf informellem Wege (bspw. durch Koranschulen oder Moscheen), als auch formelle islamische Bildungseinrichtungen (die unter der Aufsicht des Bildungsinspektorats stehen) würden „unerwünschte islamische Ideen“ vermitteln. Was mit „unerwünschten islamischen Ideen“ gemeint ist, wurde ziemlich deutlich, als sie begannen einige Verse im Koran zu problematisieren. Dabei sind die Muslime vom Wahrheitsgehalt dieser Verse überzeugt und versuchen nach besten Kräften nach diesen zu handeln. Zu den problematisierten Inhalten gehören die Verpflichtung zur Einhaltung einer bestimmten Kleiderordnung, das Verbot der Homosexualität, bestimmte Umgangsformen zwischen Männern und Frauen, der Glaube an das Jenseits und dergleichen. Tatsächlich vertritt man die Ansicht, dass alle islamischen Bildungseinrichtungen ohne Ausnahme „unerwünschte islamische Ideen“ lehren, weil diese normative islamische Konzeptionen vermitteln. Daher kann die Behauptung, dass man sich ausschließlich auf „salafistische Ideen“ beziehe, zurückgewiesen werden. Es geht ihnen nicht nur um den sogenannten Salafismus, sondern um grundlegende Konzepte des Islam, die sie allesamt für unerwünscht halten, weil keines dieser Konzepte in den Rahmen ihrer liberal-demokratischen Weltanschauung passt. Ein konvertierter Bruder brachte es auf den Punkt, als er sagte: „Wenn die Muslime nach all dem immer noch nicht einsehen wollen, dass Angriffe auf den Islam stattfinden, wüsste ich auch nicht mehr weiter.“

Die Nachforschungen sollten daher in den gegenwärtigen Kontext der anti-islamischen Politik eingebettet werden. Nachdem man kürzlich das Tragen des niqāb verboten hat, steht nun ein Verbot der islamrechtlichen Schlachtung und eine Einschränkung der islamischen Bildung an.

Der Grundstein für die Bekämpfung der islamischen Bildung wurde Anfang des Jahres vom AIVD („Allgemeiner Nachrichten- und Sicherheitsdienst“) gelegt, als diese Behörde in ihrem Jahresbericht vor „radikal-islamischen Predigern“ und ihrem Einfluss auf muslimische Kinder, die arabische Schulen oder Koranschulen besuchen, warnte. Nachmittagsunterrichte in Moscheen oder Gemeindezentren wurden als potenzielle Brutstätten für den „Dschihadismus“ bezeichnet. Kinder, die an solchen Kursen teilnehmen würden, könnten laut Dick Schoof, dem Generaldirektor des AIVD „zu potenziellen Terroristen herangezogen werden.“

Aus diesem Grund haben wir unsere Besorgnis über diese mehr als nur gefährliche Entwicklung Anfang April dieses Jahres in einer Presseverlautbarung zum Ausdruck gebracht. In dieser Verlautbarung hieß es: „Die Wortwahl des AIVD ist äußerst auffällig. Eine große Gruppe von Muslimen wird als Bedrohung dargestellt, während muslimische Kinder, die ihre Religion erlernen wollen, zum Feindbild werden. Kinder mit derartigen Ambitionen seien potenzielle Terroristen. Die Tatsache, dass eine solch unverschämte Behauptung überhaupt ausgesprochen werden kann, ist beunruhigend. Noch beunruhigender ist jedoch die Tatsache, dass niemand etwas dagegen tut. Schlimmer noch, lassen sich die Menschen in diese islamfeindliche Propaganda hineinziehen.“

Die Nachforschungen von Nieuwsuur und NRC Handelsblad haben zur Propaganda des niederländischen Staates gegen den Islam beigetragen. Stereotypische Unterschiede werden stark übertrieben dargestellt und normative Lehren des Islam angegriffen. Etwas neues hat man sich nicht einfallen lassen.

Es ist eine Tatsache, dass es grundlegende Unterschiede zwischen der islamischen Glaubenslehre und der liberal-demokratischen Weltanschauung gibt. Diese Unterschiede sind für jeden offensichtlich. Zusätzliche Nachforschungen zu diesem Thema waren überflüssig. Die Frage, die man sich jedoch stellen sollte, ist, warum die „Andersartigkeit“ des Islam und der Muslime ein unüberwindbares Problem für die liberal-demokratische Weltanschauung darstellen? Warum wünschen sie sich, dass die Muslime ihre Normen und Werte, die sie dem Islam entnommen haben, ablegen, und die liberal-demokratische Weltanschauung annehmen? Dies ist es nämlich, wozu sie die Muslime aufrufen.

Bemerkenswert ist jedoch, dass man die Muslime der Bigotterie gegenüber Andersdenkenden beschuldigt. Man behauptet, dass die Muslime nicht mit Andersdenkenden zusammenleben wollen würden und mit unterschiedlichen Ideen nicht umgehen könnten. Gleichzeitig kriminalisiert man die Muslime und problematisiert ihre Ideen, weil diese nicht in die liberal-demokratische Weltanschauung hineinpassen!

Derselbe Islam, gegen den sie ankämpfen, um einer vermeintlichen Intoleranz entgegenzuwirken, hat bereits vor 1400 Jahren bewiesen, dass er imstande ist, Menschen die unterschiedlicher nicht sein könnten trotz verschiedener Hautfarben, Hintergründe und Vorstellungen in seine Gesellschaft miteinzubeziehen. Gleichzeitig blieben die Identität, die Bräuche und die Traditionen dieser Menschen gewahrt. Daher sehen sich die Muslime mit einem derartigen Problem nicht konfrontiert.

Vielmehr sind es die Verfechter der liberal-demokratischen Weltanschauung, die sich mit diesem Problem konfrontiert sehen. Sie rufen auf der einen Seite zur Freiheit auf, bedienen sich auf der anderen Seite jedoch verschiedener Methoden um die Muslime zu zwingen, sich von ihrer Religion zu distanzieren und die liberal-demokratische Weltanschauung anzunehmen.

Rufen sie die Muslime etwa zu einer utopischen Idealvorstellung auf, die sie selbst übertreten, um jene zu unterdrücken, die andere Vorstellungen haben, und um sie zu zwingen, ihre Glaubensinhalte zu übernehmen? Wenn dies der Fall ist, so können wir mit Gewissheit behaupten, dass wir mit dem Islam die bessere Alternative haben. Der Islam verbietet Heuchelei, Unterdrückung und Zwang in Glaubensfragen.

Okay Pala

Medienvertreter von Hizb-ut-Tahrir / Niederlande

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